Zahnersatz im Osten günstiger - Barmer Zahngesundheitsatlas 2019
Die Barmer Ersatzkasse (Barmer GEK) gehört zu den größten gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland. Seit 2011 untersucht die Barmer jährlich im Rahmen einer Studie das Thema Zahngesundheit und Zahnärztliche Versorgung in Deutschland. Für die aktuellste Studie, den Barmer Zahngesundheitsatlas 2019, wurden die Daten von rund 9,4 Millionen Versicherten aus dem Jahr 2017 ausgewertet.
Tendenz: starkes Ost-West-Gefälle bei den Zahnersatz Kosten
Nach Auswertung der Barmer gibt es innerhalb Deutschlands gravierende Unterschiede in der zahnmedizinischen Versorgung, sowohl was die Inanspruchnahme von Leistungen anbelangt als auch die Kosten. Die Studie belegt klar, dass Patienten im Osten weniger für ihren Zahnersatz zahlen müssen wie im Westen. So bezahlen Patienten in Bayern im Schnitt 1.228 Euro für die Versorgung mit Zahnersatz, wohingegen der durchschnittliche Eigenanteil in Sachsen-Anhalt gerade mal bei 628 Euro liegt.
Auch prozentual tragen Patienten in Bayern und Baden-Württemberg die höchsten Eigenanteile. In Bayern liegt der durchschnittliche Eigenanteil bei rund 66 Prozent, in Baden Württemberg sogar bei 66,7 Prozent. In den östlichen Flächenländern bewegt sich der vom Patienten zu tragende Eigenanteil gerade zwischen 47,7 und 50,2 Prozent.
Woran das konkret liegt, darauf kann auch die Studie der Barmer keine Antworten geben. Eine mögliche Ursache ist nach Ansicht des Vorstandsvorsitzenden der Barmer, Dr. Christoph Straub, die verstärkte Wahl von „aufwändigeren, ästhetisch ansprechenderem und somit meist teurerem Zahnersatz“.
Großstädter bekommen häufiger Zahnersatz als die Landbevölkerung
Ein Vergleich zwischen den Stadtstaaten Berlin und Hamburg mit „klassischen“ Flächenländern wie z.B. dem Saarland oder Bayern, zeigte zudem auch, dass Menschen in Städten deutlich häufiger Zahnersatz bekommen als auf dem Land.
So lagen die Quoten für die Neuversorgung mit Zahnersatz in Berlin bei 9 Prozent, in Hamburg bei 8,7 Prozent - im Saarland hingegen nur 6,4 Prozent bzw. in Bayern oder Rheinland-Pfalz 6,9%.
Großstädter knirschen häufiger nachts mit den Zähnen
Zudem werden Städter laut der Studie häufiger mit Aufbissschienen wegen Zähneknirschen versorgt. Jeweils 3,7 Prozent der Patienten in Berlin oder Hamburg benötigen eine Knirscherschiene - in Thüringen sind es nur 1,4%.
Nach Ansicht des Studienautoren Prof. Dr. Michael Walter von der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik an der TU Dresden, könnte dafür der „vergleichsweise stressige Alltag in Großstädten“ verantwortlich sein.
Deutliche Unterschiede bei der Früherkennung von Kleinkindern
Starke regionale Unterschiede gibt es auch im Bereich der Früherkennung und Prophylaxe. Im Norden und Westen Deutschlands lassen Eltern kleinerer Kinder zwischen dem 30. und 72. Lebensmonat (etwa 2,5 bis 6 Jahre) deutlich seltener eine Früherkennungsuntersuchung beim Zahnarzt durchführen wie etwa im Süden und Osten Deutschlands.
Spitzenreiter sind hier die Bayern, wo 42,5 Prozent aller Kinder dieser Altersgruppe frühzeitig beim Zahnarzt vorgestellt werden - Schlusslicht das Saarland, wo nur 27,7 Prozent aller Eltern diese Möglichkeit nutzen.
Implantate in Zukunft als Kassenleistung für Senioren?
Laut Auswertungen der Studie haben 20 Prozent der über 75-jährigen Senioren einen zahnlosen Kiefer. Vorstandsvorsitzender Straub regte daher an, darüber nachzudenken, Implantate für sozialschwache Senioren zur Regelversorgung zu machen.