- Fast jeder 2. der über 35 jährigen leidet an Parodontitis.
- Unbehandelt führt eine Parodontitis zu Zahnverlust und
- kann schwerwiegende Erkrankungen verursachen.
- Parodontitis ist therapierbar
- Typische Symptome sind Schwellungen und Zahnfleischbluten
- Krankenkassen übernehmen die Kosten einer systematischen Behandlungstherapie
- Parodontitis wird im Volksmund Parodontose genannt.
Parodontitis | Symptome, Ursachen, Hausmittel & Selbstdiagnose
zuletzt aktualisiert 20.07.2022
Parodontitis ist eine durch Bakterien ausgelöste chronische und zumeist schmerzlos verlaufende Entzündung des Zahnhalteapparates.
Diese Erkrankung ist wahrlich in "aller Munde", da sie ab dem 35. Lebensjahr bei fast jedem Zweiten festgestellt wird. Jeder Fünfte davon leidet sogar an einer besonders aggressiven Art.
Grund genug, sich ausgiebiger mit dieser Erkrankung zu befassen.
In unserem Ratgeber geben wir Ihnen einen umfassenden Überblick, worum es sich bei Parodontitis handelt.
Außerdem gehen wir u. a. den Fragen nach, wie sich eine solche Entzündung vermeiden lässt, wer besonders häufig betroffen ist und welche Risiken ein Verzicht auf die Behandlung mit sich bringen kann.
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Parodontitis Infografik
Kapitel 1: Parodontitis Allgemein
Inhalt:
1.1 Was ist Parodontitis?
1.2 Ursachen von Parodontitis
1.3 Entstehung von Parodontitis
1.4 Symptome von Parodontitis
1.5 Parodontitis Arten
1.6 Ist Parodontitis heilbar?
1.1. Was ist Parodontitis?
Ist der Zahnhalteapparat (Parodontium) chronisch entzündet, wird von Parodontitis gesprochen. Die Folge ist eine schleichende Rückbildung von Zahnfleisch und Knochen, was zu Zahnverlust führen kann. Diesem Abstoßungsprozess geht die Bildung von Plaque voraus, welches sich zu Zahnstein verhärtet und so Bakterien die ideale Lebensgrundlage bietet, diese schwere Entzündung zu verursachen.
Als Zahnhalteapparat werden alle Bestandteile bezeichnet, die für den festen Halt des Zahnes zuständig sind:
- Zahnfleisch (Gingiva)
- Alveolarknochen (Zahnfach)
- Wurzelhaut
- Wurzelzement.
Was ist der Unterschied zwischen Parodontitis und Parodontose?
Der Unterschied zwischen Parodontose und Parodontitis ist, dass die Parodontose einen Zahnfleischrückgang ohne Entzündung beschreibt. Bei einer Parodontitis geht der Zahnfleischrückgang aber immer mit einer Entzündung einher.
Umgangssprachlich meinen beide Begriffe im Regelfall dasselbe.
Der Plural von Parodontitis lautet übrigens: Parodontitiden.
1.2 Was sind die Ursachen von Parodontitis?
Die Ursachen von Parodontitis sind ein Zusammenspiel verschiedener Komponenten. Kurz gefasst treffen häufig Veranlagung, eine (zahn-) ungesunde Lebensweise und unzureichende Mundhygiene aufeinander. Doch ganz so einfach ist es freilich nicht.
Eine Parodontitis entwickelt sich schleichend und verläuft meistens beschwerdefrei. Daher fällt sie Betroffenen erst sehr spät auf.
Auslöser sind häufig eine sprunghafte Vermehrung von sonst unschädlichen Bakterien. Bleibt eine gründliche Zahnhygiene (weiterhin) aus, nisten sich Bakterien zwischen den Zähnen ein, setzen sich an den Zahnhälsen und an überstehenden Rändern von Füllungen und Zahnkronen fest. Dort können sie sich ungehindert weiter zu vermehren.
Ein Anstieg von Bakterien resultiert häufig aus einem Überangebot an Zucker, der Bakterien als ideale Nährstoffquelle dient. Häufig entwickelt sich daraus eine akute Zahnfleischentzündung / Gingivitis, welche die Infektion beschleunigt.
- Häufig Kombination aus Veranlagung & mangelnder Mundhygiene
- Kohlenhydrate (wie z. B. Zucker) sind ein idealer Nährboden für Bakterien
- Bakterien suchen sich Nischen (Kronenränder, Zahnzwischenräume etc.)
- Plaque (Biofilm) wird nicht entfernt
- Akute Zahnfleischentzündungen entstehen und beschleunigen den Prozess
1.3 Wie entsteht Parodontitis?
Werden aufgrund mangelnder Mundhygiene Nahrungsreste nicht regelmäßig entfernt, haben Bakterien eine wunderbare Nahrungsquelle und können sich schnell und einfach vermehren. Sie verstoffwechseln die Speisereste und bilden einen zähen Biofilm, der unsere Zähne als Plaque umgibt.
Wird Plaque nicht beseitigt, bilden die Bakterien Säuren und andere Giftstoffe. Diese reizen und schädigen nicht nur die Zähne durch die Entstehung von Karies, sondern auch das Zahnfleisch in Form von Zahnfleischentzündungen (Gingivitis). Hier wird zwischen der akuten Gingivitis mit akuten Schmerzen und der chronischen Gingivitis, die meist keine Symptome zeigt, unterschieden.
Wird die Gingivitis nicht umgehend behandelt, wandern die Bakterien über den Zahnhals in das Zahnfleisch und es kommt zu einer beginnenden Parodontitis. Die Zahntaschen, wie der Bereich zwischen Zahnhals und Zahnfleisch genannt wird, sind für die Bakterien bestens geeignet, um sich weiter zu verbreiten.
Geschützt vor äußeren Einflüssen verhärten sie sich dort mithilfe der Mineralstoffe aus dem Speichel zu Zahnbelag. Diese besonders raue Form von Zahnstein nennt sich Konkrement und macht es Bakterien noch einfacher, sich festzusetzen.
Mit der Zeit weitet sich der Bereich zunehmend und die Zahntaschen vergrößern sich krankhaft. Nun ist den Bakterien Tür und Tor geöffnet. Sie befallen das Zahnfleischinnere und tragen die Entzündung immer tiefer und zerstören Knochen und Gewebe.
- 1. Verstärkte Ansammlung pathogener Bakterien (mangelnde Mundhygiene)
- 2. Es bildet sich fester Zahnbelag: bakterieller Biofilm (Plaque)
- 3. Zahnfleischentzündung (Gingivitis) entsteht
- 4. Unbehandelt breiten sich die Bakterien weiter aus
- 5. Es bildet sich Konkrement (Zahnbelag) und Zahntaschen entstehen
- 6. Bakterien befallen weitere Bereiche des Zahnhalteapperates
- 7. Zahnfleisch und Knochen bilden sich zurück
- 8. Körper stößt den Zahn ab
Parodontitis benötigt Plaque um sich zu entwickeln.
Den besten Schutz vor einer Parodontitis bietet eine sehr gute Zahnpflege in Kombination mit regelmäßigen Zahnarztbesuchen. So wird die Plaquebidlung vermieden und Zahnstein entfernt. Eine professionelle Zahnreinigung kann ebenfalls zur Vermeidung beitragen.
1.4 Was sind die Symptome von Parodontitis?
Wie bereits im vorherigen Abschnitt erwähnt, verläuft eine Parodontitis zunächst schleichend. Anfangs sind also keine Beschwerden festzustellen. Erst im weiteren Verlauf kommt es dann zu Zahnfleischrückgang, lockeren Zähnen oder zu einem Zahnverlust.
Eine angehende Parodontitis lässt sich unter Umständen noch verhindern, wenn die Symptome ernst genommen werden und frühzeitig gehandelt wird.
- Mundgeruch
- Zahnfleischbluten
- Geschwollenes Zahnfleisch
- Stark gerötetes Zahnfleisch
- Rückgang von Zahnfleisch
- Freiliegende Zahnhälse
- Schmerzempfindliche Zahnhälse
- Lockere Zähne
- Zahnverlust
Parodontitis entwickelt sich immer aus einer unbehandelten Gingivitis!
Daher sollten Sie dieses Symptom sehr ernst nehmen und von einem Zahnarzt abklären lassen.
1.5 Welche Arten von Parodontitis gibt es?
Es wird zwischen einer apikalen und marginalen Parodontitis unterschieden. Spricht der Zahnarzt von einer apikalen Parodontitis, geht die Entzündung von der Zahnwurzel aus, während bei der marginalen Parodontitis der Entzündungsherd vom Zahnfleischsaum her rührt.
Eine Paro-Endo-Läsion bezeichnet den Übergang beider Parodontitiden.
Geht die Entzündung von der Wurzelspitze (ähnlich der Ursache für eine Wurzelbehandlung) des Zahnes aus, handelt es sich um eine apikale Parodontitis.
Eine solche bakterielle Infektion kann auf zwei Arten entstehen:
1. Entzündet sich das Zahnmark (Pulpitis), arbeiten sich die Bakterien durch Wurzelkanäle bis zur Wurzelspitze vor.
2. Tiefe Zahnfleischtaschen bieten den Bakterien den idealen Schutz vor äußeren Einflüssen. Dadurch können sie bis zur Wurzelspitze gelangen.
Von einer marginalen Parodontitis wird gesprochen, wenn die Entzündung vom Zahnfleischsaum ausgeht.
Üblicherweise bildet sich unter dem Zahnfleischsaum "subgingivale Plaque". Dieser Zahnbelag oder auch Biofilm genannt macht es Bakterien einfach sich zu vermehren und löst eine Zahnfleischentzündung aus. Eine Gingivitis, wie eine solche Entzündung genannt wird, äußert sich durch eine starke Rötung, Schwellung und gelegentliches Bluten.
1.6 Ist eine Parodontitits heilbar?
Ob eine Parodontitis heilbar, darüber streiten sich die Experten. Worauf man sich allerdings verständigen kann, ist, dass es sich um eine chronische Entzündung handelt.
Eine Parodontitis ist gut therapierbar und damit lässt sich der weitere Verlauf samt der negativen Auswirkungen stoppen.
Parodontitis lässt sich therapieren.
Wichtig ist eine fortwährend erstklassige Mundhygiene in Kombination mit regelmäßigen Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt!
Kapitel 2: Risiko Parodontitis
Inhalt:
2.1 Risikogruppen
2.2 Risikofaktoren & Folgen
2.3 Risiken für den Körper
2.4 Ist Parodontitis ansteckend?
2.5 Parodontitis und Covid-19
2.1 Risikogruppen für Parodontitis
Grundsätzlich kann jeder an einer Zahnfleischentzündung erkranken, die dann chronisch wird oder sich von einer akuten Gingivitis in eine Parodontitis entwickelt. Allerdings gibt es Risikogruppen, die eher Gefahr laufen, eine schwerwiegende Parodontitis zu erleiden.
Ist es nicht so gut um die Mundhygiene bestellt, kommt es bereits ab dem 40. Lebensjahr häufiger zu Zahnfleischentzündungen.
Da mit dem zunehmenden Alter der Anteil an Zahnersatz steigt und der Speichelfluss abnimmt, besteht ein erhöhtes Risiko, dass sich eine einfache Gingivitis in eine Parodontitis verschlimmert.
- Verminderter Speichelfluss
- Höherer Anteil von Zahnersatz
- Häufig nicht ausreichende Zahnpflege
Rauchen wirkt sich nicht nur negativ auf die Mundflora aus. Der Genuss von Tabak birgt noch so einige weitere Nachteile, wenn es um das Thema Parodontitis geht.
- Rauchen verändert die Zusammensetzung des Speichels
- Verschlechtert die Durchblutung
- Verminderter Speichelfluss
- Parodontitis entwickelt sich schneller
- Parodontitisbehandlungen schlagen oft nicht richtig an
- Giftstoffe erfordern permanente Arbeit des Immunsystems
- Zähne werden schneller abgestossen
Diabetes ist eine große Herausforderung für das Immunsystem. Auf der anderen Seite hat eine Parodontitis negative Auswirkungen auf den Körper und kann sogar die Entstehung von Diabetes fördern. Daher liegt die Vermutung nahe, dass sich beides negativ beeinflussen kann.
Da bei Diabetikern die Wundheilung den Körper bereits vor größere Herausforderungen stellt, kann eine nicht behandelte oder schlecht eingestellte Diabetes das Risiko an einer Parodontitis zu erkranken, um das Dreifache erhöhen.
"Jedes Kind kostet die Mutter einen Zahn." So weit der Volksmund. Zwar brauchen Schwangere nicht mit dem unmittelbaren Verlust eines Zahnes zu rechnen.
Allerdings ist das nicht so weit hergeholt. Durch die hormonelle Umstellung kommt es häufiger zu Zahnfleischentzündungen. Folglich besteht ein erhöhtes Parodontitisrisiko bzw. schreitet eine bestehende Parodontitis schneller voran.
Unbehandelt kann eine Schwangerschaft also durchaus einen Zahn kosten. Speziell deshalb wird während der Schwangerschaft empfohlen, sich einer professionellen Zahnreinigung zu unterziehen.
Wer kennt es nicht? Nach einer stressigen Phase fühlt man sich ausgelaugt und müde. Kein Wunder, denn unser Körper unterscheidet nicht, ob wir von unserem Arbeitsaufkommen gestresst sind oder uns gegen einen Aggressor wehren müssen.
Dem Körper wird (dauerhaft) signalisiert, dass in Kürze eine Situation eintritt, für die er Muskeln und das Herz-Kreislaufsystem priorisieren muss. Dadurch spielt unser Immunsystem erst mal die zweite Geige und fährt herunter.
Dadurch ist es für Bakterien ein Leichtes, eine Zahnfleischentzündung auszulösen.
Kurzum: Stress ist schlecht für den Organismus!
Leider bestätigt sich immer wieder, dass Menschen aus den unteren Bildungsschichten sich tendenziell schlechter ernähren. Zudem wird der Zahnpflege häufig nur unzureichend Beachtung geschenkt und es finden seltener Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt statt.
Das ist der ideale Dreiklang um nachhaltig Probleme mit dem Zahnhalteapparat zu bekommen und führt nicht selten zum Zahnverlust!
Eine Magersucht, Bulimie und Unterernährung ist für den Körper und Geist extrem anstrengend.
Der Stoffwechsel ist bereits auf ein Minimum heruntergefahren und der Körper erhält nur unzureichend Nährstoffe. Durch bewusst herbeigeführtes Erbrechen haben die Zähne mit der hochaggressiven Magensäure zu kämpfen.
Vitamin C Mangel führt zudem zu Skorbut, was zu einem erhöhtem Risiko von Zahnfleischentzündungen führt. Zudem dürfte Stress eine nicht unerhebliche Rolle spielen, was sich negativ auf die Immunabwehr auswirkt.
Kinder und Jugendliche lieben Süßes und Junkfood. Während Eltern auf die Ernährungsgewohnheiten gezielt Einfluss nehmen können, ist bei der Zahnpflege eine regelmäßige Kontrolle der Pflegedisziplin erforderlich.
Denn gerade Zuckerrückstände und eine schlechte Ernährung im Allgemeinen sorgen für die Entstehung von Zahnbelag, der Bakterien als ideale Brutstätte dient.
Besonders Kinder, die sich in kieferorthopädischer Behandlung befinden, haben ein erhöhtes Risiko von Zahnfleischentzündungen. Zwar ist das Immunsystem in Ordnung, doch erfordert eine Zahnspange eine sehr penible Mundhygiene, um sämtliche Essensreste zu beseitigen.
Andernfalls haben es Bakterien leicht, die Überhand zu gewinnen und eine Parodontitis auszulösen.
2.2 Parodontitis: Risikofaktoren & die Folgen
Risikofaktoren für Parodontitis
Risikofaktoren |
Erläuterung | Folgen |
---|---|---|
Mangelnde Zahnhygiene |
Unzureichender Gebrauch von Zahnbürste, Zahnseide, Mundspülung etc | Bildung von Zahnbelägen (Plaque / Zahnstein / Konkrement) |
Mechanische Reize |
Schlecht sitzender Zahnersatz, Kieferfehlstellungen, zu kräftiges Zähneputzen | Zahnfleisch kann gereizt werden und zu Entzündungen führen |
Medikamente |
Immunsuppressiva Blutdrucksenker |
Zahnfleisch kann gereizt werden und zu Entzündungen führen |
Chronische Krankheiten |
AIDS, Morbus Chron Diabetes mellitus, Stoffwechselstörungen |
1. herabgesetzte körpereigene Abwehr lassen Zahnfleisch anschwellen |
Rauchen |
Schlechte Durchblutung Verminderte Speichelproduktion Teerbeläge auf Zähnen |
Wundheilungsstörungen schlechtere Selbstreinigungsmechanismen Bakterien können besser haften |
Hormonelle Veränderungen |
Schwangerschaft, Pubertät, Pille Speichelzusammensetzung |
Schlechtere Selbstreinigungsmechanismen |
Schlechte Ernährungsgewohnheiten |
Zahnbeläge bilden sich vermehrt | Bakterien haben einen idealen Nährboden und eine Energiequelle |
Stress |
ungesundes Essen und trinken unzureichende Zahnhygiene körperliche Belastung / ungesunde Lebensweise |
Nährboden für Bakterien, Vitaminmangel zu wenig Vorsorge (Zahnarzt und zu hause) geschwächtes Immunsystem |
Vitamin C-Mangel |
Entwicklung der Krankheit „Skorbut“ In Industrieländern Rarität! In Entwicklungsländern Folge von Unterernährung |
Auf Grund von Unterernährung entsteht Vitamin C-Mangel; nach 2-4 Monate beginnen Symptome, mit u.a. Zahnfleischentzündungen; |
Genetische Faktoren |
geringe Speichelproduktion (trockener Mund) Speichel zu dickflüssig |
1. und 2. Selbstreinigungsmechanismen herabgesetzt |
2.3 Parodontitis - Risiken für den Körper
- Knochenabbau bis hin zum Zahnverlust
- Knochenverlust macht Knochenaufbau für Zahnersatz erforderlich (z. B. Zahnimplantat)
- 2x höheres Risiko: Arteriosklerose (z.B. Schlaganfall)
- 2x höheres Risiko: Herz-, Kreislauferkrankungen (z.B. Herzinfarkt)
- 4x höheres Risiko: Osteoporose
- 4x höheres Risiko: Atemwegserkrankungen (z.B. Lungenentzündung)
- 8x höheres Risiko: Schwangerschaftskomplikationen
- 10x höheres Risiko: Diabetes
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2.4 Ist Parodontitis ansteckend?
Ja, die aktuelle Studienlage zeigt, dass es sich bei Parodontitis um eine Infektionskrankheit handelt.
Sollte bei Ihnen Parodontitis diagnostiziert worden sein, kann das also auch Folgen für nahestehende Personen haben. Daher gilt es, speziell im engeren Familienverbund (Partner/in, Kinder) auf eine besonders gründliche Mundhygiene und erste Symptome zu achten.
Außerdem ist eine regelmäßige Kontrolle durch den Zahnarzt unerlässlich.
2.5 Parodontitis - erhöhtes Risiko bei Corona
2021 kam eine Studie des "Journal of Clinical Periodontology" zu der Erkenntnis, dass sich eine Parodontitis negativ auf den Verlauf einer Covid-19 bzw. Corona Infektion auswirkt.
Grundsätzlich ist die Wahrscheinlichkeit eines schweren Verlaufs bei Parodontitispatienten 3,5x höher als bei Menschen mit gesundem Zahnfleisch. Eine künstliche Beatmung wird sogar 4,5x häufiger notwendig.
Besonders alarmierend ist die Sterblichkeitsrate. Bei Menschen mit Parodontitis liegt diese im Falle einer Covid-19 bzw. Corona Infektion 9x höher als bei Menschen ohne Zahnfleischerkrankung.
Es wird vermutet, dass die für Parodontitis verantwortlichen Bakterien eingeatmet werden und so weitere Infektionen auslösen.
- 3,5x höheres Risiko eines schweren Verlaufs
- 4,5x so häufig künstliche Beatmung notwendig
- 9x höheres Sterblichkeitsrisiko
- Parodontitis-Bakterien werden eingeatmet und können Infekte auslösen
Kapitel 3: Parodontitis vorbeugen
3.1 Wie lässt sich Parodontitis vorbeugen?
Die Hauptrolle bei der Prävention spielt die Zahnpflege:
- 2-3x täglich gründlich mit Zahnpasta Zähneputzen
- 30 Minuten Pause zwischen Mahlzeit und Zahnreinigung
- 1x täglich Zahnseide oder Interdentalbürsten verwenden
- (Ultra-) Schallzahnbürsten in Erwägung ziehen
- Alternativ Zahnputztechnik perfektionieren
- Mundspülung verwenden (ACHTUNG: Packungsbeilage beachten!)
An glatten und sauberen Zähnen bleiben Bakterien schwer haften und es bilden sich keine Zahnbeläge. Ohne Zahnbeläge lassen sich nahezu alle Zahn- und Zahnfleischerkrankungen im Zaum halten.
Hierfür sollten die Zähne mindesten 2 - 3-mal täglich ordentlich mit Zahnpasta gereinigt werden. Wichtig ist, dass zwischen der letzten Mahlzeit und dem Zähneputzen 30 Minuten verstrichen sind. So hat der vom Essen geschwächte Zahnschmelz genügend Zeit, sich wieder zu regenerieren.
Zudem ist die Wirkung von Zahnseide oder Interdentalbürsten nicht zu unterschätzen. Nur mit diesen Werkzeugen lässt sich der letzte Essensrest entfernen. Erfolgt dieser Schritt nicht spätestens vor dem zu Bett gehen, bleiben 30 % der Zahnfläche ungeputzt!
(Ultra-) Schallzahnbürsten erfreuen sich immer größerer Beliebtheit und erleichtern die Zahnpflege enorm.
Um eine Großzahl an Bakterien abzutöten und kleinste Entzündungen zum Abheilen zu bringen, ist die Verwendung von Mundspülungen empfehlenswert. Aber Vorsicht! Manche Mundspülungen dürfen nicht längere Zeit am Stück angewendet werden, da sie zu Zahnverfärbungen führen können! Also bitte Packungsbeilage beachten.
Die richtige Ernährung für gesunde Zähne zeichnet sich durch abwechslungsreiche und vollwertige Kost aus:
- Rohkost & Obst
- Vollkornprodukte
- Käse
- Ungesüßter Grün- oder Schwarztee
- Wasser
- Zuckerfreie Süßigkeiten
Durch die Zufuhr wichtiger Vitamine und Mineralien bleibt unser Zahnschmelz gesund und ist gegen das Eindringen von schädlichen Bakterien und Mikroorganismen geschützt.
Eine zuckerreiche Ernährung hingegen hat zur Folge, dass die Bakterien nicht nur eine ideale Nahrungsquelle finden, sondern der Zahnschmelz porös und der Zahn anfällig wird. Bakterien verstoffwechseln Zucker zu Säure und die setzt dem Zahnschmelz enorm zu.
Gelegentlicher Zuckerkonsum ist nicht weiter dramatisch, da unsere Zähne in der Lage sind, sich zu remineralisieren. Dafür brauchen sie allerdings etwas Zeit und Pflege.
Reißt die Zuckerzufuhr nicht ab, weil auf Süßspeisen und gezuckertem Kaffee/Tee, Säfte und Softdrink folgen, kommt der Körper nicht mehr hinterher und die Zähne leiden darunter!
Wer nicht auf Süßes verzichten kann, sollte Birkenzucker (Xylit) oder Erythrit als Süßungsmittel in Erwägung ziehen. Zum einen werden sie nicht von den Mundbakterien nicht zu kariesfördernden Säuren verstoffwechselt, zum anderen können sie sogar zahnpflegende Effekte aufweisen.
Neben der Zahnhygiene der Klassiker unter den Präventionsmaßnahmen für gesunde Zähne - regelmäßige Kontrollbesuche beim Zahnarzt:
- alle 6 Monate zur Vorsorgeuntersuchung
- kombiniert mit einer professionellen Zahnreinigung
- alle 2 Jahre erfolgt eine Parodontitis-Untersuchung
- bei Beschwerden sofort zum Zahnarzt.
Es versteht sich von selbst: Wer regelmäßig zum Zahnarzt geht, weiß genau über seinen Zahnstatus Bescheid und bekommt direkt gesagt, was im Falle von Zahnproblemen zu tun ist. Dafür sind zwei Termine pro Jahr ausreichend.
Idealerweise findet im Vorfeld der Untersuchungen eine professionelle Zahnreinigung statt. Das beugt Zahn- und Zahnfleischproblemen vor. Außerdem gibt die Dentalhygienikerin Feedback zu Schwachstellen der Putzgewohnheiten.
Im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung übernimmt die gesetzliche Krankenkasse alle zwei Jahre die Kosten für eine Parodontitis-Untersuchung. Dadurch kann schnell auf negative Entwicklungen Einfluss genommen werden.
Grundsätzlich empfiehlt es sich, sollten jenseits der Kontrolltermine Zahnprobleme auftauchen, immer einen Zahnarzt zu konsultieren.
Rauchen hat generell einen schlechten Einfluss auf die Mundflora. Zudem erhöht der blaue Dunst das Risiko, an Parodontitis zu erkranken, enorm. Daher ist für Raucher eine der besten Parodontitis-Präventionsmaßnahmen mit dem Rauchen aufzuhören.
- 5x höheres Parodontitis-Risiko; bei starken Rauchern steigt das Risiko auf das 15-fache!
- Parodontitis-Symptome treten nur abgeschwächt auf
- Zahnfleischbluten seltener auftritt.
- Starke Raucher erhöhen die Chance, dass sich Zähne lockern
- Parodontitis-Therapie schlägt deutlich schlechter an
Es ist nichts Neues, dass sich Rauchen negativ auf die allgemeine Gesundheit eines Menschen auswirkt. Der erste Kontaktpunkt beim Inhalieren ist der Mund und verändert dort die Mundflora und die im Mund befindlichen Blutgefäße.
Dadurch tritt z. B. Zahnfleischbluten deutlich seltener auf und das ist alles andere als ein Vorteil. Beginnt das Zahnfleisch zu bluten, ist dies häufig ein Hinweis auf eine Entzündung. Bleibt eine Entzündung unbemerkt, kann es bereits zu spät und eine fortgeschrittene parodontale Erkrankung entstanden sein.
Steht die Diagnose fest und eine Parodontitisbehandlung wird notwendig, schlägt diese bei Rauchern häufig nicht so erfolgreich an, wie es bei Nichtrauchern der Fall ist.
3.2 Gibt es Hausmittel gegen Parodontitis?
Handelt es sich noch um eine Gingivitis (Zahnfleischentzündung), können die folgenden Maßnahmen die Entzündung stoppen und eine Parodontitis verhindern.
Einige dieser Maßnahmen eignen sich außerdem, um eine laufende Parodontitisbehandlung zu unterstützen und das Fortschreiten des Zahnfleischverlusts zu minimieren. Wichtig ist allerdings, das Zahnfleisch nicht unnötig weiter zu reizen.
Besprechen Sie im Zweifel etwaige Interventionen mit Ihrem Zahnarzt, um dessen Maßnahmen nicht unnötig zu torpedieren.
Die Hausapotheke liefert gegen Parodontitis:
- Salbei-, Grün- oder Kamillentee: Mund mehrmals täglich damit spülen
- Lavendelöl: 2 Tropfen in Glas Wasser und Mund spülen
- Apfelessig: 2 EL in Wasser geben und gurgeln
- Natron & Backpulver: Zur kurzzeitigen Entfernung von Plaque
- Nelkenöl: Entzündete Stelle mit 1-2 Tropfen einreiben
- Salzlösung: Mehrmals täglich Mund damit spülen
- Ölziehen: 1 EL Kokosöl in den Mund nehmen, durch die Zähne ziehen& ausspucken
- Teebaumöl: Stelle einreiben oder Mund spülen
Aus der Apotheke gibt es zum Beispiel:
- Chlorhexidinhaltige Mundspülung (zur kurzfristigen Anwendung)
- Betäubende Salben; mit entzündungshemmenden Wirkstoffen und Heilkräutern
Kapitel 4: Parodontitis diagnostizieren
Inhalt
4.1 Parodontitis-Diagnose durch den Zahnarzt
4.2 Parodontitis selbst diagnostizieren
4.1 Wie wird eine Parodontitis diagnostiziert?
4.1.1 Wie läuft die parodontitisspezifische Anamnese ab?
Den Anfang macht zunächst die Anamnese. Diese erfolgt in vier Schritten. Durch gezielte Fragen wird die persönliche Krankheitsgeschichte der Patienten in Erfahrung gebracht. Darauf folgt eine äußerliche, eine innere Untersuchung des Kopfmundraumes. Den Abschluss macht der funktionelle Befund.
- Spezielles Augenmerk auf systemische Erkrankungen
- Diabetes mellitus (mit Angabe des Hämoglobin A1c-Wertes)
- kardiovaskuläre Erkrankungen (z. B. Bluthochdruck)
- Bluterkrankungen
- Infektionskrankheiten
- Medikamente
- Antikonvulsiva (z. B. bei Epilepsie)
- Kalziumantagonisten (z. B. Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen)
- Immunsuppressiva (z. B. nach Organtransplantation)
- Kontrazeptiva (z. B. Pille zur Verhütung)
- Raucher, samt genauer Ermittlung des Verhaltens
- Parodontitisrisiko 6x höher als bei Nichtrauchern
- Heilungschancen schlechter, daher Entwöhungsprogramm empfehlenswert
- Subjektive Leiden
- Mundgeruch
- Zahnfleischbluten
- Zahnlockerung
- Zahnwanderung
- Schmerzen
- Familiäre Geschichte 1. und 2. Grades
- Häufung von (schweren) parodontalen Erkrankungen
- Erleichtert Differenzialdiagnose
- Ermittlung Farbe und Durchblutung Gesichtshaut
- Ermittlung Farbe Lippen
- Asymmetrien im Kopfbereich
- Schwellungen
- Narben
- Abtasten der kiefernahen Lymphknoten
- Abtasten des “Nervus trigeminus” (Versorgt die Kaumusuklatur)
Wichtiger Befund zur Ermittlung von Mundschleimhauterkrankungen und für das Krebs-Screening
Es erfolgt die Inspektion von:
- Tonsillen (Mandeln)
- Schleimhäute
- Zunge
- Mundboden
- Vestibulum
- Abtasten der Kaumuskulatur & Kiefergelenk
- Prüfung auf unntatürlichen Abschliff der Kaufflächen (z. B. Knirschen)
- Kontaktpunkte der Zähne (statische & dynamische Okklusion)
(Speziell bei Anomalien der Kontaktverhältnisse des Gebisses, z. B. Kreuzbiss, Hackbiss etc. kommt es häufiger zu höheren Sondierungstiefen, die unbehandelt für ein schnelles Fortschreiten der Parodontitis sorgen können. - Stellungsanomalien (Zahnengstand, verschachtelte Zähne)
- Erfassen aller kariösen Stellen
- Erosionen (Verlust von Zahnhartsubstanz)
- Ablagerungen
- Extrinsische Zahnverfärbungen (z. B. Kaffee, Tee, Zigaretten)
- Intrinsische Zahnverfärbungen (Kariesbefall, Mangelerscheinungen etc.)
4.1.2 Was wird für den klinische Befund einer Parodontitis gemacht?
Im Fachjargon spricht man von Attachmentstatus, wenn in der Zahnarztpraxis der aktuelle Status des Zahnhalteapperates dokumentiert wird. Hierfür werden unter anderem die Sondierungstiefen gemessen, etwaige Zahnlockerungen und Zahnverluste erfasst.
Dadurch entsteht ein erstes konkretes Bild für die Diagnose.
Die einzelnen Schritte zur Ermittlung des Attachmentstatus sind:
Blutende Stellen geben Aufschluss über das Maß der Entzündung:
Fängt eine sondierte Stelle innerhalb von 30 Sekunden zu bluten an, wird dies entsprechend dokumentiert. Bleibt bei Nichtrauchern eine Blutung aus ist (im Rahmen einer unterstützenden Parodontitistherapie) von einer stabilen Situation auszugehen.
Bei Rauchern muss aufgrund der verschlechterten Blutzirkulation allerdings genauer hingesehen werden.
Besteht im Verlauf einer Parodontitistherapie das Bluten weiterhin, muss davon ausgegangen werden, dass sich der Zustand des Zahnhalteapparates weiterhin verschlechtert.
Ermittlung des PSI Werts (Parodontaler Screening Index)
Die Sondierungstiefe in Kombination mit dem BoP ermöglicht die Festlegung des PSI Werts.
Damit lässt sich der Grad der parodontalen Erkrankung festlegen und gibt Aufschluss über die notwendigen Therapiemaßnahmen.
Sondierungstiefe: < 3,5 mm
BoP: nein
Zahnstein: nein
Überstehende Füllungs- & Kronenränder: nein
Therapieempfehlung: Keine
Vorsorge:
- Regelmäßige Kontrolle beim Zahnarzt
- Alle 2 Jahre: PSI-Screening (wird von GKV übernommen)
- Professionelle Zahnreinigung (Privatleistung; manche GKV beteiligen sich an den Kosten)
Unterstützende Parodontitistherapie (PAR-Richtlinie): nein
Sondierungstiefe: < 3,5 mm
BoP: ja
Zahnstein: nein
Überstehende Füllungs- & Kronenränder: nein
Therapieempfehlung: Plaqueentfernung, Mundhygieneinstruktion, Zahnhygiene intensivieren (ggf. Zahnbürste wechseln, Zahnseide und Interdentalbürsten verwenden, Entzündungshemmende )
Vor- und Nachsorge:
- Regelmäßige Kontrolle beim Zahnarzt
- Alle 2 Jahre: PSI-Screening (wird von GKV übernommen)
- Professionelle Zahnreinigung (Privatleistung; manche GKV beteiligen sich an den Kosten)
- Intensive Zahnhygiene beibehalten
Unterstützende Parodontitistherapie (PAR-Richtlinie): nein
PSI-Code 2 = Gingivitis mit Plaque & defekten Restaurationsrändern
Sondierungstiefe: < 3,5 mm
BoP: -
Zahnstein: ja und/oder überstehende Füllungs- & Kronenränder
Überstehende Füllungs- & Kronenränder: ja und/oder Zahnstein
Therapieempfehlung: Professionelle Zahnreinigung, Plaqueentfernung ober- und unterhalb des Zahnfleischrandes, Mundhygieneinstruktion, Glättung überstehender Kronen- oder Füllungsränder; Zahnhygiene intensivieren (ggf. Zahnbürste wechseln, Zahnseide, Interdentalbürsten, vorübergehende Mundspülungen)
Vor- bzw. Nachsorge:
- Regelmäßige Kontrolle beim Zahnarzt
- Alle 2 Jahre: PSI-Screening (wird von GKV übernommen)
- Professionelle Zahnreinigung öfter in Erwägung ziehen(Privatleistung; manche GKV beteiligen sich an den Kosten)
- Intensive Zahnhygiene beibehalten
Unterstützende Parodontitistherapie (PAR-Richtlinie): nein
PSI-Code 3 = Verdacht auf leichte bis mittlere Parodontitis:
Sondierungstiefe: > 3,5 mm
BoP: -
Zahnstein: -
Überstehende Füllungs- & Kronenränder: -
Therapieempfehlung: zusätzliche Befunderhebung zur Konkretisierung; Unterstützende Parodontitistherapie:Parodontologisches Aufklärungs- und Therapiegespräch, Patientenindividuelle Mundhygieneunterweisung, Antiinfektiöse Therapie, ggf. Antibiotikatherapie, abhängig von Befundevaluation: Fortführung der Therapiemaßnahmen (max. 2 Jahre )
Nachsorge:
- Regelmäßige Kontrolle beim Zahnarzt
- Regelmässig zur Professionelle Zahnreinigung (Privatleistung; manche GKV beteiligen sich an den Kosten)
- Zahnhygiene intensivieren
Unterstützende Parodontitistherapie (PAR-Richtlinie): ja
PSI-Code 4 = Verdacht mittlere bis schwere Parodontitis
Sondierungstiefe: > 5,5 mm, Zahnstein & Blutungen
BoP: (ja)
Zahnstein: (ja)
Überstehende Füllungs- & Kronenränder: -
Therapieempfehlung: zusätzliche Befunderhebung zur Konkretisierung;
Unterstützende Parodontitistherapie: Parodontologisches Aufklärungs- und Therapiegespräch, Patientenindividuelle Mundhygieneunterweisung, Antiinfektiöse Therapie, ggf. Antibiotikatherapie, Chirurgische Therapie ;
abhängig von Befundevaluation: Fortführung der Therapiemaßnahmen (max. 2 Jahre )
Nachsorge:
- Regelmäßige Kontrolle beim Zahnarzt
- Regelmässig zur Professionelle Zahnreinigung (Privatleistung; manche GKV beteiligen sich an den Kosten)
- Zahnhygiene intensivieren
Unterstützende Parodontitistherapie (PAR-Richtlinie): ja
Sobald der Knochenabbau eingesetzt hat und das Mindestmaß für den Zahnhalt überschritten wurde, fangen die betreffenden Zähne an zu wackeln. Jeder Zahn hat allerdings unterschiedliche Voraussetzungen in puncto Funktion und Hebelkräfte.
Ausgehend von der Entzündung und dem qualitativen Zustand des Zahnhalteapparates wird in der Zahnarztpraxis die Zahnbeweglichkeit ermittelt.
Dieses Ergebnis fließt dann ebenfalls in die Diagnose zum Parodontalstatus mit ein:
Grad 0: normale Zahnbeweglichkeit
Grad 1: gering (1 mm) horizontal beweglich
Grad 2: moderat (> 1 mm) horizontal beweglich
Grad 3: ausgeprägt (> 1mm) horizontal und vertikal durch Lippen oder Zungendruck beweglich
Hier haben die Auswirkungen einer Parodontitis unter Umständen schon ihre verheerenden Kräfte unter Beweis gestellt. Die Anzahl der bereits fehlenden Zähne spielt später im Parodontitis-Staging eine Rolle, um den Schweregrad der Parodontitis festzulegen.
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4.1.3 Röntgenbefund
Die Erstellung von Röntgenbildern ist wichtig, um sich einen umfassenden Überblick der Situation zu verschaffen. Der Röntgenbefund gibt Aufschluss darüber, wie weit sich das Zahnfleisch bereits zurückgezogen und ob ein möglicher Knochenabbau stattgefunden hat.
Parodontitis ist nicht gleich Parodontitis. In vielen Fällen geschieht alles sehr langsam und bleibt zunächst unbemerkt. Doch es gibt auch Fälle, da galoppiert die Entzündung förmlich dahin.
Um den Grad der Progression zu ermitteln, wurde der Knochenabbau-Index entwickelt. Eine Kennzahl, welche die Auswirkungen mit dem Alter des Patienten in Relation setzt und Aufschluss über die Geschwindigkeit der Entzündung gibt.
Mit Hilfe von Röntgenbildern wird ermittelt wie weit der Knochenabbau bereits vorangeschritten ist. Dieser Status wird vom Zahnarzt in Prozent angegeben und nimmt Bezug auf die Distanz zwischen Schmelz-Zement-Grenze und Wurzelspitze.
Was ist der Knochenabbau-Index (KI)?
Diese Kennziffer gibt Aufschluss über die Geschwindigkeit des Knochenabbaus. Dafür wird der prozentuale Knochenabbau (KA) mit dem Alter des Patienten ins Verhältnis gesetzt.
Alles über einen Wert von “1” weißt auf einen schnellen Abbau des Zahnhalteapparates hin.
Im “Parodontitis-Grading” wird dieser Wert mit weiteren Erkenntnissen angereichert und gibt so Aufschluss über die Progression des der Parodontitis
GRAD A = KI: 0,25 = langsame Progression
GRAD B = KI:0,25 - 1,0 = moderate Progression
GRAD C = KI: > 1,0 = rasche Progression
BEISPIEL zur Grafik:
Patient: 33 Jahre
Knochenabbau: 30 %
30 % / 33 Jahre = 0,90 GRAD B = moderate Progression
4.1.4 Parodontitis-Staging und Parodontitis-Grading?
Was ist das Parodontitis Staging?
Das Parodontitis Staging ermöglicht die Ermittlung des Ausmaßes einer Parodontitis. Unterteilt wird sie in vier verschiedene Stadien.
Dafür werden
- der Schweregrad (Attachmentverlust, Röntgenbefund & Zahnverlust),
- die Komplexität (Sondierungstiefen, Kochenabbau, Furkationsbeteilungung, Zahnwanderung etc.),
- das Ausmaß und
- die Verteilung zusammengefasst.
Der Begriff “Staging” stammt aus dem Englischen und steht für “Inszenierung” oder “in Szene setzen”. Grob lässt sich dieser Begriff mit “Wie sich die Parodontitis zeigt” übersetzen.
Schweregrad
Interdentaler klinischer Attachementverlust |
1 - 2 mm |
Knochenabbau | < 15 % |
Zahnverlust | kein Zahnverlust |
Komplexität
Sondierungstiefen | ≤ 4 mm |
Knochenabbau | vorwiegend horizontal |
Schweregrad
Interdentaler klinischer Attachementverlust |
3 - 4 mm |
Knochenabbau | 15 - 33 % |
Zahnverlust | kein Zahnverlust |
Komplexität
Sondierungstiefen | 5 mm |
Knochenabbau | vorwiegend horizontal |
Schweregrad
Interdentaler klinischer Attachementverlust |
≥ 5 mm |
Knochenabbau | > 33 % |
Zahnverlust | ≤ 4 Zähne |
Komplexität (zusätzlich zu Stadium II)
Sondierungstiefen | ≥ 6 mm |
Knochenabbau | vertikal ≥ 3mm |
Furkationsbeteiligung | Grad II oder III |
Schweregrad
Interdentaler klinischer Attachementverlust |
≥ 5 mm |
Knochenabbau | > 33 % |
Zahnverlust | ≤ 5 Zähne |
Komplexität (zusätzlich zu Stadium III)
Stadium IV macht eine komplexe Rehabilitation erforderlich:
- Kaufunktion dysfunktional
- Zahnbeweglichkeit ≥ Grad 2
- Zahnwanderung
- Bisshöhenverlust
- ausgeprägter Kammdefekt
- < 20 Restzähne
Was ist Parodontits-Grading?
Das Parodontits-Grading ergänzt das Parodontitis-Staging um den Faktor der Progressionsrate. Also zu welchem Grad eine Parodontitis die Zerstörung des Zahnhalteapparats vollzogen hat.
Um den Grad der Progression zu bestimmen, werden primär die Werte aus dem klinischen Befund oder des röntgenologischen Knochenabbaus, der Knochenabbau-Index und die Phänotypen (z. B. früher Erkrankungsbeginn) zurate gezogen.
Zudem gilt es Risikofaktoren wie das Rauchen oder Diabetes mellitus zu berücksichtigen.
Primäre Kriterien
Langzeitbeobachtung Knochenabbau / Attachmentverlust |
kein Verlust |
Knochenabbau-Index (KA%/Alter) | < 0,25 |
Phänotyp | erheblicher Biofilm mit geringer parodontalter Destruktion |
Modifikatoren
Raucher (ja / nein) | Nichtraucher |
Diabetes | kein Diabetiker normoglykämisch |
Primäre Kriterien
Langzeitbeobachtung Knochenabbau / Attachmentverlust |
< 2mm über 5 Jahre |
Knochenabbau-Index (KA%/Alter) | 0,25 - 1,0 |
Phänotyp | Zerstörung proportional zum Biofilm |
Modifikatoren
Raucher (ja / nein) | ja (< 10 Zigaretten / Tag) |
Diabetes | HbA1c < 7,0 % bei Patienten mit Diabetes |
Primäre Kriterien
Langzeitbeobachtung Knochenabbau / Attachmentverlust |
≥ 2mm über 5 Jahre |
Knochenabbau-Index (KA%/Alter) | > 1,0 |
Phänotyp |
- Zerstörung unproportional zum Biofilm - Phasen extremer Zerstörung - früher Krankheitsbeginn |
Modifikatoren
Raucher (ja / nein) | ja (≥ 10 Zigaretten / Tag) |
Diabetes | HbA1c ≥ 7,0 % bei Patienten mit Diabetes |
4.1.5 Weitere Maßnahmen der Parodontitis-Diagnostik
Über einen festgelegten Zeitraum wird die Menge an Sulkusflüssigkeit mithilfe eines Streifen Filterpapier und einem speziellen Messgerät ermittelt. Daraus ergibt sich die Sulkusflüssigkeitsfließrate, die den Schweregrad der Parodontitis angibt.
Dieser Test war in den 1990ern sehr populär, um das Parodontitisrisiko eines Patienten vorherzusagen.
Allerdings haben aktuelle Studien ergeben, dass das “IL-1 Gen” samt der anderen notwendigen Kandidatengene nicht für ein erhöhtes Risiko aggressiver Parodontitis verantwortlich sind.
4.2 Wie lässt sich Parodontitis selbst diagnostizieren?
Da eine Parodontitis schleichend verläuft, lässt sie sich nur schwer selbst diagnostizieren. Wer allerdings sensibel auf Veränderungen des Mundraumes achtet, kann selbst einiges zur Früherkennung beitragen und so eine Verschlechterung des Zahnhalteapparates verhindern.
Es hilft also, den eigenen Zahn- bzw. Zahnfleischzustand mit gesundem zu vergleichen:
Stellen Sie bei Ihrer Selbstdiagnose fest, dass sich Zähne gelockert haben oder anfangen zu "wandern", kann es sich um eine manifeste Parodontitis handeln. Weitere Symptome sind starker Mundgeruch und sich zurückbildendes Zahnfleisch.
Sie sollten etwaige Veränderungen direkt vom Zahnarzt abklären lassen!
Kapitel 5: Parodontitisbehandlung
5. Wie wird Parodontitis behandelt?
Die Behandlung einer Parodontitis ist sehr umfangreich und erfordert neben der Beseitigung von gefährlichen Zahnbelag langfristige therapeutische Maßnahmen zur Verbesserung der Zahnhygiene.
Alle Informationen hierzu finden Sie in unserem umfangreichen Ratgeber:
Kapitel 6: FAQs zur Parodontitis
Es gibt zwei wesentliche Merkmale, worin sich eine Parodontitis und Gingivitis unterscheiden.
1. Zum einen handelt es sich bei der Gingivitis um eine Zahnfleischentzündung, während eine Parodontitis den gesamten Zahnhalteapparat betrifft.
2. Zum anderen lässt sich eine Gingivitis heilen, was bei Parodontitis nicht der Fall ist!
Gemein haben die beiden Krankheitsbilder, dass Sie sich aus Bakterien entwickeln. Eine Parodontitis bildet sich häufig aus einer unbehandelten Gingivitis.
Ja! Eine Parodontitis gilt als Infektionskrankheit. Betroffene sollten deshalb nicht nur auf sich, sondern auch auf Partner, Kinder und nächste Verwandte achten!
Leider nein! Eine Parodontitis lässt sich lediglich stoppen. Zahnfleisch, das sich einmal zurückgebildet hat oder Knochen, der abgebaut wurde, wächst nicht wieder nach.
Nach einer Parodontosebehandlung sollte sich eine besonders akribische Mundhygiene etablieren. Wird diese ein Leben lang aufrecht erhalten, lässt sich eine weitere Verschlechterung des parodontalen Zustands vermeiden.
Natürlich! Auch wenn eine Parodontitis das gesamte Leben über erhalten bleibt, lässt es sich gut mit ihr Leben.
Allerdings ist eine akkurate und einwandfreie Mundhygiene unerlässlich, wenn sich der Zustand nicht weiter verschlechtern soll!
Insofern der Zahnarzt kein Einwände hat, können Sie mehrmals jährlich eine professionelle Zahnreinigung in Erwägung ziehen.
Quellen & Disclaimer
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir das generische Maskulinum, z. B. „Zahnärzte“. Bitte verstehen Sie diese Sprachform als wertfrei. Wir meinen selbstverständlich immer alle Geschlechter im Sinne der Gleichbehandlung.
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