Wie lässt sich Zahnarztangst überwinden?

Maximilian Waizmann | Versicherungsfachmann BWV

Dr. Martin Kohlschmitt

Dr. Martin Kohlschmitt  | Zahnarzt & Gastautor

zuletzt aktualisiert 21.11.2024

Das Überwinden von Zahnarztangst erfordert oft einen individuellen Ansatz. Wichtig ist, einen einfühlsamen Zahnarzt zu finden, der auf Ihre Bedürfnisse eingeht. Entspannungstechniken wie Atemübungen oder progressive Muskelentspannung können helfen, die Angst zu reduzieren. Auch eine psychologische Unterstützung, etwa durch eine Verhaltenstherapie, kann langfristig wirksam sein. Vorbereitung durch klare Kommunikation, Ablenkung während der Behandlung oder das schrittweise Herantasten an den Zahnarztbesuch sind weitere hilfreiche Strategien.

In diesem Ratgeber erhalten Sie praktische Tipps, um Ihre Zahnarztangst zu bewältigen, und erfahren, welche Hilfsmittel und Therapien Sie unterstützen können.

 

Frau mit Zahnarztangst hält die Hände vor dem Mund um Zahnbehandlung zu vermeiden
Zahnarztangst im Überblick
  • Zahnarztangst wird im Fachjargon als Oralphobie bezeichnet
  • Angst richtet sich nicht an den den Zahnarzt, sondern die Zahnbehandlung
  • Ursache sind oft schlechte Erfahrungen aus der Kindheit / Vergangenheit
  • Eine Angststörung steht in einem unangemessenen Verhältnis zur "Bedrohung"
  • Menschen mit Oralphobie erleben Angst psychisch und körperlich
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Zahnarztangst überwinden - Tipps und Tricks

Wenn Sie sich diese Frage stellen, haben Sie bereits einen riesigen Schritt nach vorne gemacht! Sich dem Problem selbst bewusst zu werden, ist enorm wichtig!

Der nächste Schritt wäre, das Thema direkt mit Ihrem Zahnarzt zu besprechen. Nur so kann er Ihnen entsprechend begegnen und auf Ihre Ängste eingehen.

Allerdings ist das für Angstpatienten leichter gesagt als getan. Sollte bereits der Gedanke an ein solches Gespräch für Panik sorgen, bieten viele auf Angstpatienten spezialisierte Zahnärzte ein Online-Sprechstunde an.

Wenn auch das ein Problem darstellt, sprechen Sie unbedingt mit Ihrem Hausarzt darüber. Er wird Ihnen dabei helfen, Spezialisten zu finden, die gezielt auf Ihre Phobie eingehen können.

Eine weitere Anlaufstelle sind die Länder-Zahnärztekammern, die Ihnen Kontaktadressen diverserer Spezialisten für Ihre Zahnarztangst übermitteln können.

Diese Experten helfen Ihnen dabei, die nächsten Schritte in Ihrem Sinne zu planen. Sei es der Weg weg über eine Psychotherapie, Hypnose oder direkt zu einem speziell ausgebildeten Zahnarzt.

Eine gute Übersicht von Zahnarztpraxen, die auf Angstpatienten spezialisiert sind, finden Sie hier:

https://www.mybody.de/zahnarztangst-zahnaerzte.html

11 Tipps für Menschen mit Zahnarztangst

So viel zur Theorie - doch so einfach ist es freilich nicht. Angstpatienten wären nicht in dieser Situation, wenn sie das Thema mal eben schnell gelöst bekämen. Wer sich aber mit kleinen Schritten dem Ziel annähert, hat gute Chancen, in naher Zukunft Zahnarztbesuche zu meistern.

1. Sprechen Sie über Ihre Ängste

Mit Vertrauensperson ins Gespräch gehen

Wenn Sie Ihren Partner, Verwandten oder dem Hausarzt ins Vertrauen nehmen und über Ihre Zahnarztangst sprechen, vermag das zwar nicht die Angst zu lösen, Sie werden sich mit Sicherheit psychisch wie physisch besser fühlen.

Es ist allerdings wichtig, dass Sie sich bewusst machen, mit der jeweiligen Person von Angesicht zu Angesicht zu sprechen. Das hilft am besten. Zudem sollten Sie dafür sorgen, dass sich Ihr Gegenüber genug Zeit für Sie nimmt und selbst keine Angst vor dem Zahnarzt hat.

Wie bereits unter “Wieso haben so viele Menschen Angst vor dem Zahnarzt” erwähnt, verunsichern Menschen mit den gleichen Ängsten ihr ängstliches Gegenüber mehr, als sie ihnen helfen.

Wenn Sie mit Ihrem Hausarzt darüber sprechen möchten, erklären Sie der Sprechstundenhilfe im Vorfeld, dass Sie mit dem Doktor sprechen möchten und er sich bitte ein bisschen Zeit für Sie nehmen soll.

Das Gespräch mit Ihrem Arzt hat zudem den Vorteil, dass er der Schweigepflicht unterliegt und Sie keine zahnärztliche Behandlung fürchten müssen.

Austausch mit anderen Betroffenen im Internet

Moment, gerade haben wir doch noch geschrieben, dass kein Austausch zwischen Angstpatienten stattfinden soll. Das stimmt auch nach wie vor.
 
Wenn Sie allerdings den Weg eines persönlichen Gesprächs, aus welchen Gründen auch immer nicht gehen können, ist der Weg über das Internet besser als gar kein Austausch.
 
Suchen Sie entsprechende Gruppen in Foren, Chaträumen oder auf Social Media Plattformen und gehen Sie in die Konversation. Gleichgesinnte werden großes Verständnis für Sie und Ihre Situation aufbringen und können Ihnen Trost spenden.
 
Viel wichtiger als Trost wird allerdings der Austausch mit den Menschen sein, die Ihre Angst überwinden und beim Zahnarzt vorstellig werden konnten. Sie erfahren nämlich, wie diese Menschen vorgegangen sind und was die Stolpersteine waren.
2. Körper & Geist Ruhe gönnen

So einfach es auch klingen mag: Viele achten viel zu wenig auf sich und den Körper. Und nein, es soll jetzt nicht darum gehen, einen gesunden Lifestyle zu etablieren. Vielmehr sollten sich kleine Oasen der Ruhe und des Genusses gönnen, um abzuschalten und den Kopf freizubekommen.

Die folgenden Techniken vermögen zwar nicht Ihre Zahnarztphobie zu überwinden, helfen Ihnen allerdings enorm, um gelassener zu werden.

Spazieren gehen!

Gönnen Sie sich 30, 60 oder auch mehr Minuten an der frischen Luft. Gehen Sie raus. Ohne Pläne und genaue Marschrichtung. Hauptsache raus.

Spüren Sie sich und Ihren Körper.

Gesunde Lebensmittel!

Greifen Sie auf gesunde Lebensmittel zurück! Geben Sie dem Körper die Möglichkeit, sich mit den Nährstoffen zu versorgen, die er wirklich braucht und gönnen Sie sich ruhig öfter Ihre gesunden Lieblingslebensmittel.

Einfach mal nichts tun!

Einfach mal alle Fünfe gerade sein lassen. Nehmen Sie sich einfach mal 15 - 20 Minuten für sich und machen Sie nichts. Absolut nichts. Deaktivieren Sie sämtliche Benachrichtigungstöne. Kein Handy. Kein Fernsehen. Kein Radio.

Einfach nur sitzen oder liegen und atmen.

Entspannungsübungen!

Einer Metastudie der Uniklinik Jena hat nämlich herausgefunden, dass Entspannungsübungen ein sehr wirksames Mittel gegen Zahnarztangst sind.

Da sich diese Techniken auch während der Behandlung anwenden lassen, können Sie nur profitieren.

3. Vertrauen zu einem Zahnarzt aufbauen

Ein sehr großer, aber auch wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Vertrauen ist das A und 0! Es gibt mittlerweile eine Vielzahl von Ärzten, die sich auf Angstpatienten spezialisiert haben.

Durch eine Zusatzausbildung lernen Ärzte auf was es bei ängstlichen Patienten zu achten gilt und gehen daher ganz anders in einer Behandlung mit Ihnen um.

Auch Hypnose wird immer häufiger angewandt, genauso wie eine angstlösende Sedierung mithilfe von Lachgas. Zur Ablenkung kommen in einigen Praxen auch Videobrillen und Kopfhörer zum Einsatz.

Auf was Sie bei der Suche nach einem Zahnarzt für Angstpatienten achten müssen, finden Sie in einem späteren Kapitel.

4. Online Sprechstunde nutzen!

Wenn Sie Probleme mit Ihren Zähnen haben oder sich nicht zur Vorsorgeuntersuchung trauen, nutzen Sie das Angebot einer Online-Sprechstunde.

Darin können Sie in Ihrer vertrauten Umgebung alles mit dem Arzt besprechen und Ihre Sorgen und Ängste zum Ausdruck bringen. So können Sie eine persönliche Bindung und Vertrauen aufbauen, bevor es dann später zur Behandlung kommt.

5. Gehen Sie es frühzeitig an!

Sicherlich gibt es viele Angstpatienten, die sich schon lange mit Ihrer Angst plagen und deren Gebiss schon gehörig gelitten hat.

Wenn Sie zu den Menschen gehören, deren Zähne noch weitestgehend in Ordnung sind bzw. leichtere Beschwerden haben, sich aber nicht trauen:

Schieben Sie es nicht auf - springen Sie über Ihren Schatten.

Es wird nicht besser. Ganz im Gegenteil. Diese Situation wird an Ihnen knabbern, bis Sie eine ausgewachsene Phobie entwickelt haben.

Bevor Sie sich mit destruktiven Gedankenkreiseln um einen Zahnarztbesuch winden, können Sie Ihre wertvolle Zeit durch das erlernen von Entspannungstechniken viel besser nutzen. Damit haben Sie ein ideales Werkzeug in der Hand, wie Sie die Anspannung vor und während der Behandlung in den Griff bekommen.

Suchen Sie sich einen zu Ihnen passenden Zahnarzt, entwickeln Sie eine Routine, indem Sie 2x im Jahr vorstellig werden und lassen Sie davor eine schmerzlose professionelle Zahnreinigung vornehmen.

Dadurch hält sich sowohl der Behandlungsaufwand als auch die Schmerzen in Grenzen. Zumal Sie von einwandfreien Zähnen profitieren.

6. Eine Begleitperson hilft Wunder!

Nehmen Sie eine positiv auf Sie einwirkende Vertrauensperson mit. Je nach Wunsch kann die Person dann auf Sie im Wartezimmer warten oder sogar ins Behandlungszimmer begleiten.

Sprechen Sie vorher mit dem Arzt ab, ob es möglich ist, dass Sie die Hand gehalten bekommen können oder Sichtkontakt bestehen kann.

7. Vereinbaren Sie Handzeichen oder andere Signale

Es versteht sich von selbst, dass es während der Behandlung nur schwer möglich ist zu sprechen. Vereinbaren Sie deshalb ein Signal mit Ihrem Zahnarzt. Er wird den aktuellen Behandlungsschritt sogleich beenden.

So haben Sie die Möglichkeit, um eine Pause zu bitten und kurz entspannen, falls sie zu verkrampft sind.

Unabhängig davon wird der Zahnarzt, da er von Ihrer Angst weiß, ohnehin öfter nachfragen, wie es Ihnen geht.

8. Lassen Sie sich die Behandlungsschritte erklären

Oft hilft es bereits zu wissen, was gerade geschieht.

Ein guter Zahnarzt erklärt Ihnen dann, ohne zu sehr ins Detail zu gehen, was er gerade macht und wozu es gut ist. Dadurch gewinnen Sie ein gewisses Gefühl der Kontrolle und fühlen sich nicht mehr dem Arzt ausgeliefert.

9. Ablenkung ist eine große Hilfe!

Manche Ärzte bieten Video- oder Audioinhalte, durch die Sie sich ablenken können zum einen vergeht die Zeit ein wenig schneller. Zum anderen wird die Geräuschkulisse ein wenig gedämpft.

Viele Zahnärzte akzeptieren es auch, wenn Sie selbst Kopfhörer und Musik mitbringen.

10. Sie haben die Wahl: Betäubungsprays, Vollnarkose, Dämmerschlaf

 Haben Sie Angst vor Spritzen? Keine Sorge, es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Sie dennoch behandelt werden können.

Angefangen von Betäubungssprays, die die Einstichstelle betäuben und den Zahnarzt die Spritze nahezu schmerzfrei verabreichen lässt. Dasselbe Prinzip verfolgt die Sedierung mit Lachgas.

Durch die angstlösende Wirkung werden Sie kein Problem mit Narkosespritze haben und dämmern allmählich weg. So kann der Arzt Sie behandeln und Sie bekommen die Behandlung nicht wirklich mit. 

Vollnarkose ist die aufwendigste Variante. Gerade wenn eine größere Behandlung akut notwendig wird, Sie sich aber nicht ausreichend darauf vorbereiten konnten, kommt diese Art zum Einsatz. Bei der Vollnarkose ist OP-Gerät und ein Anästhesist unabdingbar.

Ihr Arzt klärt Sie ausführlich zu den verschiedenen Möglichkeiten auf.

11. Entspannungsübungen bei Zahnarztangst

Angst entsteht im Kopf und kann dann auf die verschiedensten Arten körperlich in Erscheinung treten. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass durch gezieltes Training eine Veränderung der Gedanken und Gefühle möglich ist. Und damit auch die körperlichen Auswirkungen eingedämmt werden können.

Es ist zwar leichter gesagt als getan - doch der Versuch lohnt sich.

Viele Angstpatienten konnten sich dadurch selbst helfen, ohne eine Verhaltenstherapie in Anspruch zu nehmen. Durch das Erlernen von Entspannungsübungen können Sie sowohl vor als auch während der Behandlung profitieren.

Sie brauchen dafür nur Geduld und Konzentration. Durch mehr Achtsamkeit lernen Sie sich und Ihren Körper besser kennen.

Mit der Zeit werden Sie ganz anders mit den sonst so einschüchternden Situationen umgehen und ihr Gehirn allmählich umprogrammieren, sodass die Angst langsam aber beständig in den Hintergrund rückt.

Entspannungstechniken bei Zahnarztangst
  • Entspannunsübungen
  • Meditation
  • autogenes Training
  • progressive Museklrelaxation
  • Atementspannung
  • Fantasiereisen
  • Akupunktur

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