Gingiva

Gingiva Bedeutung

Gingiva Aufbau
Gingiva Aufbau

Gingiva ist der Fachausdruck für Zahnfleisch. Dieses beginnt mit dem Ende der Zahnkrone und dem Beginn der Zahnwurzel und erstreckt sich mit einer Dicke bis zu 10mm bis zum Kieferknochen. Die Gingiva gehört zum Zahnhalteapparat (lat. Parodontum) und hat die Aufgabe den empfindlichen Zahnwurzel Bereich vor Bakterien und sonstigen schädlichen Einflüssen zu schützen.


Gingivia Aufbau

Die Gingiva wird in 2 Teile unterteilt. Zum einen in die befestigte Gingiva, welche fest mit dem Alveolarknochen verwachsen ist. Zum anderen die freie Gingiva, sie kann mit einer Parodontalsonde leicht vom Zahnhals abgehoben werden. Der Anteil der freien Gingiva sollte bei einem gesunden höchstens 2 mm betragen. Beträgt die freie Gingiva, welche Zahnfleischtasche bezeichnet wird, 3,5mm oder mehr, kann von einem krankhaften Geschehen ausgegangen werden.


Gingivitis - Entzündung des Zahnfleisches
- Die häufigste Zahnfleischerkrankung -

Die wohl häufigste Erkrankung der Gingiva, stellt die Gingivitis dar. In der Fachsprache bedeutet dies das Vorliegen einer Zahnfleischentzündung.

Gingiva Entzündung – Ursache

Grundsätzlich leben auf unserer Mundschleimhaut Millionen Bakterien. Sie schaden uns nicht und haben teilweise auch für uns ihren nutzen. Allerdings fängt diese Situation an zu kippen, sobald unsere Mundflora ins Ungleichgewicht gerät. Die Bakterien können sich dann unkontrolliert vermehren und fangen an uns zu schaden. Meist ist der Auslöser hierfür in unterschiedlichen Bereichen zu suchen.

Kurzübersicht:

Faktoren die Gingiva Entzündungen bzw. eine Gingivitis fördern
  • Ernährung mit zu viel Zucker und Kohlehydrate
  • süße Getränke
  • Rauchen

Den wohl wichtigsten Faktor stellt hierbei eine unzureichende Mundhygiene dar. Unsere Zähne sind durch die Nahrungsaufnahme, Getränke und rauchen einer Art Dauerbelastung ausgesetzt. Hierbei bilden sich über den Tag mehr und mehr Zahnbeläge, die eine Art Biofilm auf unseren Zähnen darstellen. Auf diesen können sich Bakterien ideal festsetzen und werden zugleich mit Nahrung versorgt. Um so länger der Biofilm nicht durch Zähne putzen und Zahnseide, beseitigt wird, um so fester kann er sich auf unseren Zähnen anhaften. Hatte er lange genug Zeit, wandelt er sich sogar in Zahnstein um, welches dann selbst gar nicht mehr entfernt werden kann.

Diese Zahnbeläge oder der Zahnstein schädigen aber auf Dauer unsere Zähne. Der Zahnschmelz wird unter dieser Schicht durch Bakterien demineralisiert und es kommt zu Karies. Beim Zahnfleisch ist die Wirkung eine andere, aber trotzdem schädlich. Die Zahnbeläge setzen sich mehr und mehr auf den Zahnhälsen ab, von wo aus sie sich auch mehr und mehr am Zahnhals entlang Richtung Zahnwurzel absetzen. Ab hier heißen die Ablagerungen dann nicht mehr Zahnbeläge, oder Plaque, sondern Konkrement. Hier werden dann mehr und mehr Bakterien eingeschleppt, die die Gingiva entzünden und auf Dauer zur Parodontitis mit einem Rückgang der Gingiva führen.

Deshalb ist das oberste Gebot für eine gesunde Gingiva, 2 mal tägliches Zähneputzen und tägliches verwenden von Zahnseide oder Interdentalbürsten.

Bildbeschreibung
beginnende Entzündung der Gingiva

Zusätzlich ist oft noch ein 2. Faktor für das entstehen von Entzündungen an der Gingiva verantwortlich. Eine ungesunde Ernährung. Lebensmittel die viel Zucker und Kohlehydrate enthalten, dienen dem Bakterienwachstum als Treibstoff und beschleunigen die Prozesse von Ablagerung und Entzündungen. Genau wie zuckerhaltige und vor allem klebrige Getränke (z.B. Limo, Cola, Fruchtsäfte etc.). Besonders schlimm ist es wenn z.B. Süßigkeiten, oder süße Getränke mehrmals am Tag konsumiert werden. Dadurch wird der Zahnschmelz einer Art Dauerbelastung ausgesetzt, welcher er auf Dauer nicht standhalten kann. Die Beläge bilden sich immer schneller und immer aggressiver. Von daher sollten, wenn auf süße Getränke und Süßigkeiten nicht komplett verzichtet werden kann, diese im Rahmen einer Hauptmahlzeit konsumiert werden. D.h. Süßigkeiten als Nachtisch und süße Getränke zum Essen dazu. Denn bei einer Mahlzeit ist der Zahnschmelz sowieso schon gereizt, dies wird durch die Belastung durch Süßes in diesem Moment nicht mehr verschlimmert. Nach so einer “sündigen“ Mahlzeit sollte dann im besten Fall 30 Minuten später Zähne geputzt werden, um alle entstandenen Zahnbeläge zu beseitigen. Nicht früher, da der Zahnschmelz diese Zeit braucht um sich zu beruhigen. Bis zur nächsten Mahlzeit hat dann der Zahnschmelz Zeit sich wieder zu beruhigen wenn jetzt nur noch Wasser getrunken wird.

Gingivitis Symptome

Vor allem die Ausprägung der Symptome unterscheidet sich je nach Gingivitis Art enorm. So kann eine Gingivitis zum teil gar nicht bemerkt werden, oder aber auch starke Beschwerden mit Fieber verursachen.

Akute Entzündungen der Gingiva

Ein mal haben wir die akute Gingivitis. Ihre Symptome sind deutlich bemerkbar und kommen plötzlich. Es entwickeln sich Schmerzen und Schwellungen am Zahnfleisch. Zusätzlich kann es zu Zahnfleischbluten kommen. Die Nahrungsaufnahme ist erschwert, da das Kauen schmerzen verursacht.

Akute nektrotische ulzerierende Gingivitis (ANUG)

Im Gegensatz zur akuten Gingivitis ist bei der akut nekrotischen ulzerierenden Gingivitis wirklich unerträglich. Zusätzlich kann es sogar zu Fieber und Mundgeruch kommen. Bei dieser Sonderform der Gingivitis sollte ein Zahnarzt aufgesucht werden, da nur dieser das Krankheitsbild adäquat behandeln kann.

Chronisch Entzündete Gingiva

Im Gegensatz zu den akuten Gingiva Entzündungen, hat die chronische Gingivitis, meist nur milde Symptome, in Form von Zahnfleischbluten und bleibt oftmals sogar komplett unbemerkt. Dies sollte aber nicht darüber hinweg täuschen, dass sie trotzdem behandelt werden sollte, da es gerade durch diese chronische verlaufende Entzündung der Gingiva, über Monate und Jahres zu einem Zahnfleischrückgang kommen kann.

Behandlung von Gingivitis, Parodontitis & Co.

Gingivia_Erkrankungen_Entwicklung
Entwicklung von Gingivia Erkrankungen
Eine Gingivitis sollte auch wenn die Symptome mild sind immer behandelt werden, da die Gefahr besteht, dass sie in eine Parodontitis übergehen könnte, bei der es dann zu einem Rückgang der Gingiva kommt und Zahnverlust drohen kann.

Bei einer Entzündung der Gingiva ist es meist schon ausreichend die Mundhygiene zu intensivieren. Also 2 mal täglich konsequent die Zähne zu putzen, Zahnseide oder eine Interdentalbürste zu benutzen und eventuell vorübergehend eine antibakterielle Mundspülung, zum Beispiel mit dem Wirkstoff Chlorhexidin zu benutzen. Diese Maßnahmen dürften die Gingiva Entzündung innerhalb kürzester Zeit zum abheilen bringen.

Sollte dies keine deutliche Besserung bringen, sollte ein Zahnarztbesuch vereinbart werden. Dieser wird sie dann gründlich untersuchen und ihren PSI Status feststellen. D.h. er wird bei ihnen den Parodontalen Screening Index feststellen. Hier wird dann festgestellt, ob wirklich nur eine Entzündung der Gingiva vorliegt, oder es bereits zum Rückgang der Gingiva gekommen ist und somit schon eine Parodontitis entstanden ist. Auch kann er auf Grund des PSI Status weitere Behandlungsschritte einleiten.

Bei leichteren Stadien können beispielsweise eine professionelle Zahnreinigung (PZR) durchgeführt werden, um die Zähne gründlich von allen Zahnbelägen zu befreien.

Parodontaler Screening Index PSI - Erkrankungen des Zahnfleisch - Diagnose Symptome und Therapie
Code 0 1 2 3 4

Zahnfleischtaschen

Wie viel ist von der schwarzen Markierung auf der Sonde sichtbar?

vollständig sichtbar vollständig sichtbar vollständig sichtbar teilweise sichtbar verschwindet ganz
Blutungen nein ja ja eventuell eventuell
Zahnstein / Plaque nein nein ja eventuell eventuell
Defekte Restaurationsränder nein nein ja eventuell eventuell
Klinische Abnormalitäten mit * kennzeichnen z.B. Furkationsbeteilligung, mukoging, Probleme, Rezessionen, Zahnbeweglichkeit usw.
Krankheitsbild Gesund Gingivitis Gingivitis mittelschwere Parodontitis schwere Parodontitis
Therapie keine Plaqueentfernung, Anleitung zur Verbesserung der Mundhygiene Anleitung zur Verbesserung der Mundhygiene, supragingivale und subgingivale Plaqueentfernung, professionelle Zahnreinigung, Restaurationsränder Anleitung zur Verbesserung der Mundhygiene, supragingivale und subgingivale Plaqueentfernung, professionelle Zahnreinigung, bei dem Befall vieler Zahnbereiche, Behandlung des gesamten Gebisses Anleitung zur Verbesserung der Mundhygiene, supragingivale und subgingivale Plaqueentfernung, professionelle Zahnreinigung, weitgehende diagnostische und therapeutische Maßnahmen im gesamten Gebiss

Wichtig!

Eine Gingivitis ist an und für sich keine schwere Erkrankung. Allerdings kann sich diese Entzündung der Gingiva zur einer Parodontitis weiterentwickeln. Bei dieser kommt es dann zu einem Rückgang der Gingiva, welche zu Zahnverlust führen kann!

Zusätzlich sind die Entzündungen im Rahmen einer Parodontitis weitreichender und können Auswirkungen auf ihren ganzen Körper haben! Also bitte immer gleich handeln!

Gingiva Entzündungen unbehandelt?

-Parodontitis und andere Folgen drohen-

Gingiva Entzündung Folgen
Entzündung der Gingiva Folgen

Neben den Folgen die lokal durch die Entzündung an der Gingiva hervorgerufen werden, wie Schmerzen, Kaustörungen, ästhetische Probleme und Zahnverlust, kann eine sich aus der Gingivitis entstehende Parodontitis, noch weitreichendere Folgen für ihre Gesundheit haben!

Durch die Blutbahnen können die Bakterien und Entzündungszellen aus der Gingiva in andere Teile und Bereiche des Körpers transportiert werden und dort weiteren Schaden anrichten.

So ein Beispiel ist die Arteriosklerose, wo schon seid langem der Verdacht besteht, dass diese durch eine Parodontitis begünstigt oder sogar verstärkt wird. Die Arteriosklerose selbst kann wiederum zu einem Schlaganfall oder Herzinfarkt führen.

Abwehrgeschwächte Menschen (Senioren, Menschen mit geschwächtem Immunsystem), oder Menschen mit einer entsprechenden Prädisposition können durch das Vorliegen einer Parodontitis eine Lungenentzündung oder anderen Atemwegserkrankung entwickeln, da die Bakterien aus der Parodontitis in die Lunge ausgeschwemmt werden könnten.

Menschen die parallel unter einem Diabetes Mellitus (Zuckerkrankheit) und einer Parodontitis leiden, können im Rahmen des Diabetes schwerer eingestellt werden und die Krankheitsverläufe sind häufiger schwerer, als bei Patienten ohne simultan auftretende Parodontitis.

Menschen die einen Gelenkersatz (z.B: künstliche Hüfte oder Knie) erhalten haben und zusätzlich unter einer Parodontitis leiden haben häufiger Komplikationen mit dem Gelenkersatz, als Menschen ohne Parodontitis.

Entzündungen der Gingiva

- Besonders in der Schwangerschaft schnell handeln -

Gerade in der Schwangerschaft sollte auf eine gesunde Mundhygiene geachtete werden und die Vorsorgeuntersuchungen beim Zahnarzt wahrgenommen werden. Denn gerade bei Schwangeren kann eine unbehandelte Parodontitis zu schwerwiegenden Folgen für Mutter und Kind führen. Zum einen ist das Frühgeburt und Fehlgeburt Risiko durch eine Parodontitis deutlich erhöht. Zum anderen ist das Auftreten eines Schwangerschaftsdiabetes bei Schwangeren mit Parodontitis deutlich höher, als bei Schwangeren ohne diese Erkrankung des Zahnhalteapparats.

Gingiva schützen und gesund bleiben!

Gingiva Entzündung vorbeugen
Expeten Tipp Erläuterung
Vitaminreiche Ernährung Wenig Süßigkeiten, saure Lebensmittel, v.a nicht häufig über den Tag verteilt
Wasser als Hauptgetränk Vor allem keine süßen oder klebrigen Getränk und wenn dann nur zum Essen
2 mal täglich Zähne putzen Mit einer weichen Zahnbürste mit abgerundeten Borsten und Zahnpasta
½ Stunde zwischen Essen und Zähne putzen Der Zahnschmelz braucht ca. 30min um sich nach dem Essen wieder zu härten. Sonst droht er durch das Putzen abgerieben zu werden
Zahnseide / Interdentalbürste täglich verwenden Auch in den Zahnzwischenräumen bilden sich die Zahnbeläge, die das Zahnfleisch reizen und schädigen können
Bei Beschwerden antibakterielle Mundspülung Antibakterielle Mundspülung (Chlorhexidin) sollten nur bei Beschwerden benutzt werden, da der Wirkstoff auf Dauer die Zähne verfärben kann.
Nicht Rauchen Das Rauchen greift zum einen das Zahnfleisch direkt an, zum anderen wird hierdurch vermehrt Plaque gebildet der auch das Zahnfleisch schädigt
Vorsorgeuntersuchungen Zahnarzt Sollten regelmäßig wahrgenommen werden. Der Zahnarzt kann erkennen ob beispielsweise eine chronische Parodontitis (ohne Symptome) vorliegt und frühzeitig handeln.
Professionelle Zahnreinigung (1-2 mal jährlich) Sie ergänzt die Maßnahmen für eine gute Mundhygiene zu hause. Hier werden noch genauer alle Zahnbeläge, Zahnstein usw. entfernt, so dass sich Bakterien nicht so leicht festsetzen können.
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