Gingivitis
Gingivitis simplex
Gingivitis ist der medizinische Fachausdruck für eine Zahnfleischentzündung. Hierbei wird die einfachste Form Gingivitis Simplex genannt. Sie ist eine einfache Zahnfleischentzündung, welche noch nicht in eine Parodontitis über gegangen ist und eine Parodontosebehandlung erforderlich macht. Eine einfache Gingivitis ist noch relativ einfach zu therapieren, solte aber wegen der doch recht schwerwiegenden Folgeerkrankung trotzdem nicht auf die leichte Schulter genommen werden.
Gingivitis Ursachen
Die Ursachen für die Entstehung einer Gingivitis, sind meist eine Kombination mehrere Risikofaktoren. Generell leben auf unserer Mundflora Millionen von Bakterien, die an und für sich, für unsere Gesundheit kein Problem darstellen.
Wird allerdings unsere Mundflora durch äussere Faktoren, wie ungesunde Ernährung, Stress, rauchen, mangelnde Zahnhygiene, ins Ungleichgewicht gebracht können sie sich plötzlich über das gesunde Maß hinaus vermehren und machen uns krank.
Hierbei benötigen die Bakterien nur 3 Dinge: Nahrung, ein sicheres “zu hause“ und Zeit!
Die Nahrung erhalten sie über unsere Ernährung. Das heißt Bakterien lieben, Zucker und Kohlehydrate, diese dienen ihnen nämlich sozusagen als Treibstoff. Deshalb sollte darauf geachtet werden, dass sowohl bei Getränken, als auch bei Nahrungsmittel nicht übermäßig Zucker enthalten ist, wie dies bei Süßigkeiten, Säften, etc. der Fall ist. Am schlimmsten ist wenn solche Nahrungsmittel mehrfach über den Tag verteilt konsumiert werden, denn dadurch ist für die Bakterien ganztägig ein reichhaltiges Angebot an Nahrung vorhanden.
Das “zu Hause“ für Bakterien entsteht in Form von Plaque, Zahnstein, Zahnzwischenräumen und Zahnhälsen. Hier können sich die Bakterien schön festsetzen und ungestört vermehren. Auch haften hier nach dem Essen die meisten Nahrungsreste an, so dass sie sogar ihr Essen nach hause geliefert bekommen.
Für die Zeit sorgen wir dann noch selbst, wenn wir unsere Zähne nicht regelmäßig reinigen (Zähne putzen, Zahnseide benutzen, Mundspülungen etc.). Um so länger wir Zahnbeläge nicht entfernen, desto besser wird er sich anhaften können und sich die Bakterien vermehren können. Es kommt zur Gingivitis....
Kurzübersicht:
Gingivitis Ursachen |
---|
|
|
|
|
|
Gingivitis Symptome
Die Symptome einer Gingivitis können, von gar keinen, bis zu Fieber und starken Schmerzen, sehr unterschiedlich sein. Die Symptomatik hängt mit der genauen Gingivitis Art zusammen, die vorliegt.
Akute Gingivitis Symptome
Bei der akuten Gingivitis treten die Symptome meist plötzlich und stark auf. Der betroffene Zahnfleischbereich ist hierbei geschwollen, rot und sehr schmerzempfindlich. Die Nahrungsaufnahme kann beeinträchtigt sein, da beim Kauen der entzündete Bereich noch zusätzlich gereizt wird. Zusätzlich kann es zu Zahnfleischbluten kommen.
Akute nektrotische ulzerierende Gingivitis (ANUG)
Gingivitis ulcerosa
Sowohl bei der akuten nekrotischen ulzerierenden Gingivitis (ANUG), als auch bei der Gingivitis ulcerose kommt es plötzlich zu einer sehr starken Symptomatik, die schnell fortschreitet. Bei den Patienten kommt es quasi über Nacht, zu extremen Schmerzen an den entzündeten Bereichen im Zahnfleisch, Mundgeruch und teilweise sogar Fieber.
Chronische Gingivitis
Bei der chronischen Gingivitis sind die Symptome deutlich milder, als bei den akuten Gingivitis Formen. Schmerzen sind meist, wenn überhaupt, nur leicht vorhanden und es kommt nur hin und wieder zu Zahnfleischbluten, zum Beispiel beim Zähne putzen. Manchmal verursacht die chronische Gingivitis auch gar keine Symptome. Diese Form wird dann meist erst bei der Vorsorgeuntersuchungen beim Zahnarzt bemerkt, wenn das Zahnfleisch beginnt sich zurückzuziehen.
Gingivitis Schwangerschaft (Sonderform)
Die so genannte Schwangerschaftsgingivitis, wird durch hormonelle Veränderungen der Frau während der Schwangerschaft verursacht. Denn durch die Hormonumstellung wird auch die Zusammensetzung des Speichels in der Schwangerschaft verändert und das Risiko für eine Gingivitis steigt. Bei den ersten Anzeichen sollte sofort eine Behandlung eingeleitet werden, da eine Weiterentwicklung zur Parodontitis in der Schwangerschaft unbedingt vermieden werden sollte.
Einteilung der Gingivitis in Schweregrade
Parodontaler Screening Index PSI - Erkrankungen des Zahnfleisch - Diagnose Symptome und Therapie | |||||
---|---|---|---|---|---|
Code | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 |
Zahnfleischtaschen Wie viel ist von der schwarzen Markierung auf der Sonde sichtbar? |
vollständig sichtbar | vollständig sichtbar | vollständig sichtbar | teilweise sichtbar | verschwindet ganz |
Blutungen | nein | ja | ja | eventuell | eventuell |
Zahnstein / Plaque | nein | nein | ja | eventuell | eventuell |
Defekte Restaurationsränder | nein | nein | ja | eventuell | eventuell |
Klinische Abnormalitäten mit * kennzeichnen | z.B. Furkationsbeteilligung, mukoging, Probleme, Rezessionen, Zahnbeweglichkeit usw. | ||||
Krankheitsbild | Gesund | Gingivitis | Gingivitis | mittelschwere Parodontitis | schwere Parodontitis |
Therapie | keine | Plaqueentfernung, Anleitung zur Verbesserung der Mundhygiene | Anleitung zur Verbesserung der Mundhygiene, supragingivale und subgingivale Plaqueentfernung, professionelle Zahnreinigung, Restaurationsränder | Anleitung zur Verbesserung der Mundhygiene, supragingivale und subgingivale Plaqueentfernung, professionelle Zahnreinigung, bei dem Befall vieler Zahnbereiche, Behandlung des gesamten Gebisses | Anleitung zur Verbesserung der Mundhygiene, supragingivale und subgingivale Plaqueentfernung, professionelle Zahnreinigung, weitgehende diagnostische und therapeutische Maßnahmen im gesamten Gebiss |
Gingivitis Behandlung
Das wichtigste bei einer Gingivitis Behandlung ist, dass sie, egal um welche Form es sich handelt, sofort begonnen wird. Denn nur so kann der gefürchtete Übergang von Gingivitis zur Parodontitis gestoppt, und eine vollständiges ausheilen erzielt werden. Die Art der Behandlung und ob ein Zahnarzt hinzugezogen werden sollte hängt hierbei von der schwere der Gingivitis ab.
Akute Gingivitis Behandlung
Bei einer akuten Gingivitis ist es meist ausreichend, die Zahnpflegemaßnahmen zu intensivieren. Das heißt von nun an konsequent 2x täglich Zähne putzen mit Zahnpasta und einer Zahnbürste mit weichen abgerundeten Borsten um das Zahnfleisch nicht noch weiter zu reizen und zu schädigen. Zusätzlich sollten auch ein mal täglich die Zahnzwischenräume mit Zahnseide oder einer Interdentalzahnbürste gründlich gereinigt werden. Auch eine antibakterielle Mundspülung (Chlorhexidin) sollte vorübergehend verwendet werden, um das Bakterienwachstum zu stoppen und die Gingivitis zum abheilen zu bringen. Die Mundspülung mit dem Wirkstoff Chlorhexidin sollte allerdings nicht dauerhaft verwendet werden, da es durch den Wirkstoff bei längerer Anwendung zu Zahnverfärbungen kommen kann.
Gingivitis Therapie – Chronisch
Falls die Beschwerden durch eine Eigentherapie nicht abklingen, sollte ein Zahnarztbesuch folgen, denn meist liegt hier schon eine chronische Verlaufsform vor. Der Zahnarzt kann das Ausmaß der Parodontitis beurteilen und weiter Behandlungen einleiten. Auch kann er beurteilen ob es sich tatsächlich nur um eine chronische Gingivitis oder schon um eine Parodontitis handelt. Hierzu wird er einen Parodontalen Screening Status erheben, der durch seine 4 Code Stufen einen Aufschluss über die schwere der Erkrankung gibt und welche Therapie geeignet ist.
Zusätzlich kann er den Zahn und die Zahnhälse von Zahnstein befreien. Im Rahmen einer professionellen Zahnreinigung können die Zahnbeläge noch gründlicher entfernt werden und auch schwer zugängliche Stellen erreicht werden.
ANUG Behandlung
Die akute nekrotisierende ulzerierende Gingivitis geht meist mit starken Schmerzen, Abgeschlagenheit und Fiber einher. Deshalb ist meist der gesamte Organismus durch die Entzündung belastet und nicht mehr nur das Zahnfleisch. Von daher ist es hier meist notwendig eine Antibiotika Therapie einzuleiten und evtl. auch schmerzlindernde und Fiebersenkende Medikamente einzunehmen.
Gingivitis vorbeugen
- Folgeerkrankungen verhindern -
Gingivitis vorbeugen - Tips und Tricks für gesundes Zahnfleisch | |
---|---|
Fördert gesundes Zahnfleisch | Genaue Erklärung |
Lebensmittel mit vielen Vitaminen | Aggressive Lebensmittel mit viel Säure vermeiden (z.B.Süßigkeiten usw) v.a nicht häufig über den Tag verteilt, da sonst Zähne und Zahnfleisch dauerhaft belastet sind |
viel Wasser trinken! | Vor allem keine süßen oder klebrigen Getränk und wenn dann nur zum Essen und nicht mehrmals über den Tag verteilt |
regelmäßig Zähne putzen (mind. 2xtäglich) | Mit einer weichen Zahnbürste mit abgerundeten Borsten und Zahnpasta |
½ Std. zwischen Essen und Zähne putzen | Der Zahnschmelz braucht ca. 30min um sich nach dem Essen wieder zu härten. Sonst droht er durch das Putzen abgerieben zu werden |
Zahnseide / Interdentalbürste verwenden | Auch in den Zahnzwischenräumen bilden sich die Zahnbeläge, die das Zahnfleisch reizen und schädigen können, deshalb sollten diese täglich entfernt werden |
Bei Beschwerden antibakterielle Mundspülung | Antibakterielle Mundspülung (Chlorhexidin) sollten nur bei Beschwerden benutzt werden, da der Wirkstoff auf Dauer die Zähne verfärben kann. |
Rauchen einstellen! | Das Rauchen greift zum einen das Zahnfleisch direkt an, zum anderen wird hierdurch vermehrt Plaque gebildet der auch das Zahnfleisch schädigt |
Zahnärztliche Vorsorge | Sollte regelmäßig wahrgenommen werden. Der Zahnarzt kann erkennen ob beispielsweise eine chronische Parodontitis (ohne Symptome) vorliegt und frühzeitig handeln. |
Prof. Zahnreinigung (1-2 x pro Jahr) | Sie ergänzt die Maßnahmen für eine gute Mundhygiene zu hause. Hier werden alle Zahnbeläge, Zahnstein usw. entfernt, so dass sich Bakterien nicht festsetzen können. |
Gingivitis nicht auf die leichte Schulter nehmen!
Eine Gingivitis sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden, da sie sich unbehandelt leicht zu einer Parodontitis weiter entwickeln kann. Diese ist deutlich schwerer zu behandeln und kann, wenn sie längere Zeit unbehandelt bleibt auch schwerwiegende gesundheitliche Folgen für den Rest ihres Körpers haben.
Folgen einer Parodontitis
Eine Parodontitis und ihre Folgen sollte nicht unterschätzt werden. Neben Folgen die direkt den Kauapparat betreffen, wie ästhetischen Folge, Schmerzen und Zahnverlust können auch schwerwiegende Folgeerkrankungen entstehen.
Über die Blutbahnen werden Bakterien auch an andere Orte des Körpers gespült, wo sie auch zu Entzündungen o.ä. führen können.
Schon seid einiger Zeit steht die Parodontitis im Verdacht eine Arteriosklerose zu begünstigen, oder zu verstärken. Diese kann wiederum auf Dauer zu einem Herzinfarkt, oder zu einem Schlaganfall führen.
Die Bakterien einer Parodontitis können durch eine entsprechende Prädisposition (Senioren, Menschen mit geschwächtem Immunsystem) zu einer Lungenentzündung oder anderen Atemwegserkrankung führen.
Ein bereits bestehender Diabetes Mellitus (Zuckerkrankheit) kann durch eine Parodontitis schwerer zu behandeln sein, oder sich generell verschlimmern.
Es kommt vermehrt zu Komplikationen bei Patienten die einen Gelenkersatz erhalten haben, wenn sie zusätzlich eine Parodontitis aufweisen.
Gingivitis in der Schwangerschaft – sofort therapieren!
Gerade in der Schwangerschaft sollte auf eine gesunde Mundhygiene geachtete werden und die Vorsorgeuntersuchungen beim Zahnarzt wahrgenommen werden. Denn gerade bei Schwangeren kann eine unbehandelte Parodontitis zu schwerwiegenden Folgen für Mutter und Kind führen. Zum einen ist das Frühgeburt und Fehlgeburt Risiko durch eine Parodontitis deutlich erhöht. Zum anderen ist das Auftreten eines Schwangerschaftsdiabetes bei Schwangeren mit Parodontitis deutlich höher, als bei Schwangeren ohne diese Erkrankung des Zahnhalteapparats.